Um 08.30 Uhr fanden wir uns in der Schule ein um die Ankunft der Schülerinnen und Schüler zu beobachten. Die einen kamen mit einem Tuktuk an, die anderen wurden von ihren Eltern auf dem Motorrad gebracht, die älteren kamen mit Velos oder zu Fuss. Bei den 3,5jährigen ist der Schulsack fast grösser als sie selbst und alle trugen sie ein buntes, geflochtenes Plastikkörbchen mit ihren Lunchboxes. Die Mädchen sind alle schön frisiert mit farbigen Blumen im Haar. Es war der erste Schultag nach 10 Ferientagen. Die Begrüssung fand pünktlich um 9 Uhr in der Assembly Hall statt. Gesungen wurden die indische Nationalhymne, sowie die Hymne von Tamil Nadu. Anschliessend las die Headmistress von der aktuellen Tageszeitung die Schlagzeilen vor. Unter dem Motto „Lerne jeden Tag etwas Neues“ erklärte eine weitere Lehrerin die Tages- und Nachtgleiche. Dabei war es eindrücklich zu beobachten, wie alle 230 Kinder gebannt und aufmerksam zuhörten. Res Frei überbrachte anschliessend Grüsse vom Vorstand der AVS Schweiz. Wir wurden herzlichst begrüsst und mit Blumengirlanden geschmückt.

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In den folgenden 3 Stunden besuchten wir in den neun Schulzimmern den Unterricht. Die Kultur der offenen Türen ist hier selbstverständlich und lädt zum Besuch ein. Die Kinder des Kindergartens tragen eine blaue Uniform, diejenigen der Primarschule eine graue. Vom Kindergarten bis in die 5. Klasse befinden sich teilweise bis zu 30 Kinder in einem Zimmer und dennoch gelingt hier Individualisierung auf natürliche Weise. Der Unterricht findet in einer heiteren, lebendigen und dennoch respektvollen Art statt.

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Die Kleinsten essen früher als die Grösseren. Ihr mitgebrachtes Essen wird mit Reis und Gemüse von der Schule ergänzt und es ist eindrücklich zu sehen, wie selbständig die Kinder sind und wie ruhig sie ihr Mittagessen einnehmen, und sogar anschliessend jedes aufsteht und zum Wasserhahn geht um seinen Teller abzuwaschen.

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Bevor die grösseren Kinder zum Mittagessen kommen, liegen die Kleinen bereits in ihrem Klassenzimmer auf dem nackten Boden und machen ein Mittagsschläfchen, welches obligatorisch ist. Es ist kaum zu glauben, aber wirklich alle Kinder schlafen ein.

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Eindrücklich war auch der Pausenkiosk der anderen Art: er heisst ‚Honest Shop’, hat eine Auslage von Schulmaterialien und ist ohne Aufsicht. Wir durften erleben wie Schüler eigenständig Schulutensilien kauften, bezahlten, sich selber das Wechselgeld herauszählten und dies mit einer Selbstverständlichkeit, die uns erstaunte.

Giri, Suresh und Prabhu führten uns auf einer kurzen Fahrt über Feldwege durch die umliegenden Dörfer aus denen die Kinder der Schule mehrheitlich stammen. Wir erhielten einen Eindruck der unvorstellbaren Armut und der einfachsten Verhältnisse, in denen die Kinder leben. Der Name „Village School“ erschliesst sich einem so in einer völlig neuen Art und Weise.

Die Philosophie von Madhan, Giri und dem Team ist für uns sichtbar geworden: Die Schule ist für die Kinder mehr als nur ein Ort des Lernens, es ist ein Ort der Geborgenheit, Sicherheit, Fürsorge, Liebe und Heimat. Jetzt verstehen wir, was Madhan meint, wenn er sagt: AVS is one big family.

Am Abend erlebten wir den Arunachala Full Moon Walk – überwältigend! Jeden Monat bei Vollmond umrunden ca. 200’000 Menschen, die meisten von ihnen barfuss, den heiligen Berg, weil es ein wichtiger Teil ihrer Religion ist.

 

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Arunachala Village School – AVS